Ben Jonson
A Picture of Himself
I doubt that Love is rather deaf than blind,
For else it could not be,
That she,
Whom I adore so much, should so slight me,
And cast my suit behind.
I’m sure my language to her was as sweet,
And all my closes meet
In numbers of as subtle feet,
As makes the youngest he
That sits in shadow of Apollo’s tree.
O but my conscious fears,
That fly my thoughts between,
Prompt me that she hath seen
My hundreds of grey hairs,
Told six-and-forty years,
Read so much waste as she cannot embrace,
My mountain belly and my rocky face,
And all these, through her eyes, have stopped her ears.
Sein Selbstbildnis
übertragen von Werner von Koppenfels
Nicht blind, nein taub ist Liebe offenbar:
Wie wärs sonst möglich, wie,
daß sie
mich nicht beachtet hat, die ich beknie,
und meine Lieb verwarf?
Warn meine Worte doch von solcher Süße,
so elegant die Zeilenschlüsse
so fein der Verse muntere Füße,
wie sie der jüngste Fant
je in Apollos Lorbeerschatten fand!
Ach, welche Ängste fahren
mir durch die Sinne da,
und sagen mir: sie sah
die hundert grauen Haare,
zählte die sechsundvierzig Jahre,
maß eine Wüste, die sie nie umschließt,
mein Bauchgebirg, mein felsiges Gesicht —
und so verschloß das Auge ihr die Ohren.
Erschienen in: „Dem Shakespeare fehlts an Kunst!“ Ben Jonson über sich und die Literatur seiner Zeit. Hrsg. und aus dem Englischen von Werner von Koppenfels. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Mainz 2020.