SAID
in manchen nächten
suchen platanen nach einem gott
der schweigen kann
die dunkelheit zieht sich zurück
der mond ruft die zikaden
die unbelehrbaren beten
auf eine geste des triumphs verzichten sie
SAID
in manchen nächten
suchen platanen nach einem gott
der schweigen kann
die dunkelheit zieht sich zurück
der mond ruft die zikaden
die unbelehrbaren beten
auf eine geste des triumphs verzichten sie
Filed under Poesie
Jan Wagner
nicht eine wolke über yucatán,
morgen für morgen nicht einmal das schimmern
von tau im gras; in ihren staubjacketten
die sisalpflanzen, sämtliche schamanen
längst heiser von beschwörungen, gebeten,
und nur vom flußbett das gequake
der jungen, die vorm rinnsal wie die kröten
zum sprung gekauert sind: cha-ac, cha-ac.
launisch wie alle götter, unser durst
dein weihrauch; abgezehrte, braune ochsen,
raschelnd wie alter farn, und tief im karst
du selbst, in deinem wasserloch hockend,
weit unter uns, ein schwerer steinerner mond,
der über die gezeiten herrscht von mais
und nichtmais. bilder zeigen deinen mund
als schwarze pfütze, malen dich mit reiß-
zähnen, darüber eine art von rüssel,
und beide hände trotzig auf den vasen
aus ton, in denen hagel, graupel, niesel
wie eingesperrte bienenvölker rasen.
wie wirst du kommen, wenn du kommst? als schwung,
als schwarm mit dem klatschen tausender silberflossen?
mit donnersohlen, oder mit dem klang
von nackten kinderfüßen auf den fliesen?
Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. August 2020, S.9.
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